Opernglanz im Raum der Kirche
Die Erlöserkirche Bad Homburg bringt Wagner in einzigartiger Atmosphäre zur Aufführung. 2013 erklang „Parsifal“ erstmals vollständig in einer Kirche und schuf damit eine neue Verbindung von Kunst und Religion. Nun folgt „Tannhäuser“ in historisch informierter Aufführung: Große Musik, tiefgehende Themen und ein glanzvoller Rahmen – ein kultureller Höhepunkt für das Rhein-Main-Gebiet.
“Tannhäuser” – ein Höhepunkt im Rhein-Main-Gebiet
Zum 200. Geburtstag von Richard Wagner im Jahr 2013 hat die Erlöserkirche Bad Homburg das Bühnenweihspiel „Parsifal“ mit dem Klanginstrumentarium der Bayreuther Uraufführung von 1882 konzertant aufgeführt. Zum ersten (und unserer Kenntnis nach einzigen) Mal erklang die Musik des „Parsifal“ komplett in einer Kirche. Die drei Aufführungen waren durch einen breiten Diskurs vorbereitet. Die Aufführung im Kirchenraum löste besonderes Nachdenken über die Beziehungen von Kunst und Religion aus. Diese Veranstaltung ist bis heute Gesprächsthema.
In einem religiösen Kontext angesiedelt ist auch Richard Wagners Oper „Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg“ (Uraufführung 1845). Wie alle großen Werke Wagners in einem romantisierten Mittelalter spielend, enthält die Oper christliche Themen wie Vergebung von Schuld, Buße und Pilgern, ewiges Leben oder ewige Verdammnis, Fürsprache für die Toten u.v.m. Ein Thema des Librettos ist auch die Spannung zwischen heiliger und profaner Liebe, die Balance von Vernunft und Sinnlichkeit („Sense and Sensibility“) – im 19. Jahrhundert wie heute eine sehr aktuelle Frage. Das Hauptthema passt hervorragend in die aktuelle „Wald“-Reihe des Kulturfonds RheinMain: Der große Kampf zwischen Natürlichkeit – der Tannhäuser als freier Mensch „haust im Wald“, der erste und der dritte Aufzug der Oper spielen im Freien – und Konvention: Der Tannhäuser steht im Gegensatz zur starren Sängergesellschaft, die sich im eng begrenzten Bereich der Wartburg bewegt.
Für die Musikkenner des Rhein-Main-Gebiets besonders interessant und aufschlussreich war die Ausführung des „Parsifal“ 2013 mit Instrumenten aus der Zeit der Uraufführung (1882), an die sich vorher (Anfang des Jahres 2013 in Dortmund) nur Thomas Hengelbrock gewagt hatte. Die frische Farbigkeit der „alten“ Instrumente bezauberte auch die Bad Homburger Zuhörer. Auch im „Tannhäuser“ kommt eine „historisch informierte“ Aufführungspraxis (immer noch eine Rarität bei Wagner!) zum Tragen.
Neben allem intellektuellen Reiz ist die Aufführung einer Wagner-Oper aber auch immer ein äußerst glanzvolles Ereignis. Mit ihrem großen Orchester (ca. 65 Musiker), den zehn Gesangssolisten und den wunderbaren Chören verspricht der „Tannhäuser“ an der Erlöserkirche Bad Homburg ein Höhepunkt im Musikleben des Rhein-Main-Gebiets zu werden.